Farberleben – Einflussfaktoren in der Farbgestaltung

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Farbgestaltung führt immer zu einem Farberleben, das von Menschen sehr individuell wahrgenommen wird. Es handelt sich dabei um einen vielschichtigen Bewertungsprozess. Die Farbwirkung hängt nicht zuletzt von der persönlichen Neugier oder Gleichgültigkeit des Betrachters und seiner intelektuellen und emotionalen Verarbeitung ab. Es spielt bei der Bewertung von Farbe eine entscheidende Rolle in welchem kulturellen Kontext der Betrachter aufgewachsen ist, welche  Vorerfahrungen er hat, welches persönliches Verhältnis er zur Farbe entwickelt hat. Auch ist das Farberleben in Zusammenhang von gesellschaftlichen Entwicklungen und kulturellen Trends zu sehen. Weiterhin sind die Reaktionen auf Farbe von Faktoren abhängig wie: Farbton, Sättigung und Helligkeitsgrad – in welcher Quantität wird der Farbton angebracht, in welchem Zusammenhang steht er zu anderen Farbtönen und wie lange hält der Betrachter sich in einem Raum auf?

Diese unterschiedlichen Faktoren beeinflussen uns mehr oder minder unbewußt und sind bedeutend bei der Erstellung eines Farbkonzepts und vor allem bei der Präsentation des Farbentwurfs. Wer ist mein Gegenüber, welches persönliche Verhältnis hat er oder sie zur Farbe. Dies möchte ich an einem Beispiel aus meiner Praxis verdeutlichen:

Der Auftraggeber wünschte sich für sein Arbeitszimmer einen kräftigen, kühlen, frischen Ton an der einen Wand. Als ich ihm in einer Farb- und Materialkollage zu dem vorhanden Holz und den weißen Möbeln ein Türkis vorschlug, wehrte er ab und teilte mir mit das Türkis ein „no go“ sei. Im weiteren Gesprächsverlauf stellte sich heraus, daß seine Mutter immer einen türkisfarbenen Pullover getragen hatte. Diese Farbe schien negativ besetzt.

Genauso wichtig ist sich sein eigenes Verhältnis zur Farbe bewusst zu machen, um unabhängig von Farbvorlieben entscheiden und konzipieren zu können. Was hat mich beeinflusst, in welchem farblichen Kontext bin ich aufgewachsen, gibt es negative Assoziationen zu Farbe, zu Material?

Am Schluss ein persönliches Erlebnis, welches ich bei der Besichtigung der Villa Cavrois von Robert Mallet-Stevens diesen Herbst in Croix hatte, welche oben in den Bildern zu sehen ist Ein Gebäude ganz aus gelbem Klinker – gelber Klinker den ich bislang nur in Verbindung mit spießigen Mäuerchen um Kleinstadtgärten in Verbindung gebracht hatte, als rustikalen Klinker im Norden Deutschlands mit dem ach so geliebten „mediterranem Flair“ oder sogar noch „unehrlicher“, als Flachverblender zur Gestaltung von Fassaden, aber bitte  im optischen Erscheinungsbild von Klinkern…

Hier als „ehrlicher“  Klinker eingesetzt hat er mich in der Konsequenz überwältigt, berührt und mein Bild von dem „ungeliebten“ Klinker nachhaltig verändert.

 

 

Die Autorin

Simone Ferrari arbeitet als Innenarchitektin und Referentin im Themenfeld Farbe und Farbgestaltung

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